Der Fachberater

Altersgerechten Garten rechtzeitig einrichten

Alt zu werden, muss man akzeptieren, aber auch lernen. Die Gartenarbeit wird beschwerlicher und kostet
mehr Zeit. Die nötige Zeit ist zwar da, aber das Gehen wird langsamer, das Bücken beschwerlicher.
Heben, Tragen und Knien bereiten mehr Mühe – auch kann man plötzlich ohne Partner dastehen.
Aber muss man deshalb gleich den Garten aufgeben? Die Abhilfe ist, den Garten rechtzeitig altersgerecht
einzurichten, ihn pflegeleichter und arbeitssparender, aber auch barrierefreier zu gestalten. Dabei
soll er aber auch den Erfordernissen der Kleingartenordnung entsprechen, insbesondere bezüglich des
Anbaus von Obst und Gemüse auf mindestens einem Drittel der Gartenfläche.

Aus den Erfahrungen vieler älterer Gartenfreunde sollen dazu im Folgenden einige Anregungen gegeben 
werden.
Das Abgehen vom Grabegarten und der langfristige Übergang zum Mulchgarten reduziert jene
Arbeiten, die ein Knien und Bücken erfordern. Im Grabegarten kann man bei guter Humusversorgung den
Spaten durch die Gartenkralle ersetzen. Eine herbstliche Gründüngung mit abfrierenden Zwischenfrüchten
spart das vorwinterliche Umgraben, im Frühjahr reicht der Grubber für die Bodenbearbeitung aus.

Im Gemüseanbau gibt es viele arbeitserleichternde Anbauverfahren, wie den Anbau von Stangenbohnen statt
Buschbohnen,
den Freilandgurkenanbau an einem Klettergerüst, die Aussaat mit das Vereinzeln
minimierenden Saatbändern, den Anbau von Erbsen an Reisern oder von Baumtomaten, den Einsatz getopfter
Pflanzen u.a.

Längere Zeit auf dem Beet verbleibende bzw. überwinternde Gemüsearten wie Brokkoli, Rosen-, Grün- und
Blumenkohl und Winterporree kommen den Erfordernissen des altersgerechten Gemüseanbaues ebenso entgegen
wie der Kartoffelanbau. Mit einer Erdbeerpyramide kann man Erdbeeren auf Etagen acht bis zehn Jahre in
Wechselkultur anbauen. Auch der Anbau von Beerenobst und Niederstamm- bzw. Spindelobstgehölzen ist
arbeitsärmer. Bodendecker und ausdauernde Blumenarten anzupflanzen, erleichtert ebenfalls die Arbeit –
insbesondere, wenn diese Flächen gemulcht werden. Bedeutsam ist auch die Nutzung von Folie, Vlies und
Kulturschutznetzen zur Verfrühung, zur Unkrautunterdrückung, zur Insektenabwehr und zur Vermeidung der
Verschlämmung des Bodens bei Starkniederschlägen und beim Gießen mit der Kanne.
Schwere Arbeitsgeräte durch leichtere zu ersetzen, ist genauso wichtig wie die Stiellänge der
Gartengeräte einer aufrechten Körperhaltung anzupassen oder sich neuere Geräte wie eine Gartenkralle
anzuschaffen.

Bezüglich der Wegegestaltung sollte man von vornherein auf Barrierefreiheit achten. Was man in jüngeren
Jahren spielend überwindet, kann im Alter eine schwer zu nehmende Hürde sein. Und können die Beete
nicht schmaler angelegt werden, um ohne Verrenken an alle Reihen heranzukommen?

Auch über die Bewässerung muss man nachdenken: Leichtere Gießkannen, hochgestellte Regentonnen, aus
denen das Wasser mit eigenem Druck in den Schlauch fließt, oder ein Beregnungs- bzw. Rieselschlauch
kann die schwere Arbeit des Wasserschleppens erleichtern.

Es muss also nicht nur das oft propagierte kostenintensive Hochbeet sein, das den altersgerechten
Garten kennzeichnet, wenn auch schmalere Hochbeete (außer beim Gießen) den Rücken schonen können.

Am besten ist es, bereits bei der Gartenübernahme daran zu denken, dass man die Parzelle auch im
fortgeschrittenen Alter noch nutzen möchte. Aber spätestens, wenn man voraussieht, dass man die
körperliche Arbeit nicht mehr bewältigen wird, ist es Zeit, an eine Umgestaltung zu denken.
Die erforderliche Umgestaltung des Gartens und der Nutzung beginnt man zweckmäßigerweise schon
frühzeitig, wenn man die Arbeiten weitgehend noch selbst verrichten und die erforderlichen Schritte
in Ruhe angehen kann.

Dass man sich im Alter seine Wohnung auch etwas anders einrichtet, ist nicht ungewöhnlich –
warum sollte das im Garten anders sein, meint

Dr. Rudolf Trepte

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